Der Weg zur Verjüngung ist anstrengend

Der Weg zur Verjüngung ist anstrengend

27. März 2024 3 Von Andreas

Als ich das erste Mal im Behandlungszimmer stand gab mir mein Masseur Shibu zu verstehen, ich sollte mich ausziehen. Er hielt mir etwas entgegen, das aussah wie ein aufgewickelter Rest Klopapier, nur dünner, und hatte zwei Elastikbänder. Nun, alles oder nichts, dachte ich mir und zog mich komplett aus und diesen Lendenschutz an. Später erfuhr ich dass, es Silke genauso erging.

14 Tage Massagen und Yoga hatten wir zur Erholung gebucht. Die ersten zwei Tage werden wir mit Öl massiert und bekommen anschließend eine Gesichtsmaske. Danach geht es mir einer Stempelmassage weiter. Mit Kräutern gefüllte Beutel werden dafür in heißes Öl getaucht, anschließend wird der Beutel auf uns geklopft und dann gerieben. Auf Dauer kann das auch schmerzhaft werden. Diese vier bzw fünftägige Behandlung ist an den ersten Tagen auch eine psychische Herausforderung. Wenn der Beutel in das heiße Öl getaucht wird zischt es wie in einer Fritteuse und zuweilen ist es auch entsprechend heiß. Am Ende der Stempelmassage bekommen wir etwa 30 Minuten warmes Öl auf die Stirn gegossen. Eine herrlich wohltuende Entspannungshilfe.

Es überrascht uns, dass wir nach der Behandlung manchmal völlig fertig sind und froh darüber, das Resort nicht verlassen zu müssen. Ein Swimmingpool, das Essen und die Vögel um uns herum sind uns Unterhaltung genug. Jeden Morgen gehen wir zudem zum Yoga, eine Stunde Sonnengruß, Turnübungen, Dehnen, Meditieren und Entspannen sind ein guter Tagesanfang.

Etwas Programm gibt es aber doch, eine Backwatertour ist Teil unseres Pakets. Gemeinsam mit Mariette und Peter, einem schwedischen Paar, lassen wir uns durch Mangrovenwälder und zu einer Sandbank fahren, besichtigen anschließend einen Shiva Tempel mit der größten Shiva Statue zumindest Südindiens.

Auch finden wir heraus, dass zum Weltfrauentag im nahe gelegenen Arts and Crafts Village ein Kulturprogramm läuft. Unser erster Besuch führt uns zu einem Theaterstück. Vor der große Open Air Bühne mit noch größerer Soundanlage sitzt nur eine kleine Zuschauergruppe. Dabei ist es ein faszinierendes Stück. Leider verstehen wir kein Wort und es ist schwierig der komplexen Handlung zu folgen. Wie verlassen das Stück frühzeitig und fahren wieder zurück in unser Resort. Tags darauf versuchen wir es erneut, Musik steht auf dem Programm. Natürlich besuchen wir auch den Craft Teil des Dorfes und kaufen einige Souvenirs. Nach einer traditionellen Trommelgruppe kommt eine lokale Band mit einem interessanten Mix. Die Leadsängerin rockt in Malaram, der lokalen Sprache, der Sänger der Gruppe schmalzt sich durch englische Cover Songs. Das lokale Publikum folgt der zum Teil mitreißenden Darbietung stoisch, klatscht kurz mit, wenn es animiert wird, aber es wirkt zäh.

Nach der Stempelmassage kommt ein Reinigungstag. Morgens um sieben bekomme ich einen Reinigungstrank ins Zimmer geliefert. Die Wärme Milch mit Ghee und anderen Kräutern wirkt abführend und man will in der Nähe der Toilette bleiben. Zu Essen gibt es kaum, Mittags zunächst einen Reistrank, eine Stunde später einen Reisbrei. Aus dem Reisbrei, angereichert mit einem Chutney und mit Naan besteht auch das Abendessen. Letztendlich ist der Tag nicht so schlimm, wie es sich angehört hatte.

Nach der Reinigung folgen drei bzw vier Tage, bei denen wir mit warmer Milch mit Kräutern übergossen werden. Wie bei der Stempelmassage folgt am Ende eine halbe Stunde, in der vorher Öl nun warme Milch auf unsere Stirn gegossen wird. Das hat bei mir einen erstaunlich beruhigenden Effekt, regelmäßig driften ich in eine tiefe Entspannung, herrlich.

Am letzten Tag unserer Behandlung bekommen wir eine Massage mit den Füßen, eine Spezialität in Kerala. Die Massage ist kräftiger, wird dann mit einer Massage per Hand ergänzt. Zum Abschluss gibt es wieder eine Gesichtsmaske.

Naturbeobachtungen während unserer Zeit im Resort:

Indien hat uns einige sehr intensive menschliche Begegnungen geschenkt. Indien war aber auch anstrengend für uns, zum einen das Reisen aber auch herauszufinden, was für Option wir an einem Ort haben, war meist schwierig. Nachfragen war unverzichtbar und eine klare Vorstellung davon zu haben, was wir wollen. Irritiert hat uns, dass ich meist angesprochen wurde, auch wenn Silke gefragt oder bestellt hatte, ich musste bestätigen. Möglicherweise ist das der noch sehr patriachalen Struktur geschuldet.

Nun steht schon das nächste Abenteuer vor der Tür: Zurückfinden in den (Arbeits)Alltag. Darüber wird es wahrscheinlich keinen Blog mehr geben. Vielleicht reaktiviere wir den Blog bei einer zukünftigen Reise. Danke an dieser Stelle für Euer Interesse und Eurer Begleitung durch dieses tolle Jahr.