Die Elefanten und die Schneiderin

Die Elefanten und die Schneiderin

12. Februar 2024 6 Von Andreas

Früh machen wir uns auf den Weg zu unserem nächsten Ziel und in Richtung Südküste, so früh, dass es in der Unterkunft noch kein Frühstück gibt. Es ist Nationalfeiertag und entsprechend habe ich das TukTuk dekoriert.

Auf dem Weg halten wir also Ausschau nach einer Frühstücksmöglichkeit, die erste hat noch zu, aber etwas weiter hat ein Laden offen. Ein alter Mann steht davor und gerade als wir fragen, was es gibt, kommt eine junge Frau an. Wie sich herausstellt ist es seine Tochter, die den Laden erst vor einem Monat eröffnet hatte. Vorher hatte sie in Negombo in einem Hotel gearbeitet. Das Frühstück ist hervorragend und wir bekommen auch erstmals Vadei, frittierte Linsenküchlein. Wir unterhalten uns nett und beschließen die junge Unternehmerin zu unterstützen indem ich ihr Cafe auf Google Maps markiere und eine positive Rezension abgebe.

Gestärkt rollen wir im Leerlauf den Berg weiter runter, nutzen einige Seitenstraßen bis wir in unserer Unterkunft in Udawala ankommen.

Die Sandelwood Cottages sind zwei schöne Lehmhütten bei einer Familie. In der zweiten Hütte zieht ein kroatisches Paar ein, die als Fremdenführer in Dubrovnik arbeiten. Wir erfahren einiges über ihren Arbeitsalltag, unterhalten uns gut und beschließen, und einen Jeep für die Safari in den Nähe gelegenen Park zu teilen.

Abends unterhalten wir uns mit der Gastfamilie, sie ist Lehrerin und Silke und sie tauschen sich über Schule aus. Ihr fünfjährige Sohn schaut auch vorbei und animiert Silke zum fangen spielen. Irgendwann muss Silke erschöpft aufgeben während der Kleine immer noch “Catch me, catch me” ruft.

Vor Sonnenaufgang ging es mal wieder los auf Safari in den Udewala Nationalpark. Es ist unsere bisher teuerste Safari wir freuen uns dennoch. Wir sehen wieder Elefanten, weniger, als bei Sigiriya, aber die Landschaft ist ganz anders und das macht auch das Erlebnis anders. Auch hier kommen die Elefanten den Jeeps ganz nah, gegen einen Nachbarjeep lehnen sie sich fast, so sehr sind sie an die Fahrzeuge gewöhnt. Mit uns sind zu eine Zeitpunkt vielleicht 25 Jeeps und alle kämpfen um die beste Position für ihre Gäste. Die Jeeps bilden regelrecht eine Wand für die Tiere, die sich dennoch durch die Jeepmassen bewegen, ein Typ streckt seine Hand aus und kann sogar eine Elefantin berühren, das ist natürlich ein absolutes No-Go, aber das wissen wohl nicht Alle.

Uns ist das schnell zu viel und wir bitten den Fahrer weiter zu fahren, wo nicht so viele Jeeps sind. Das ist leichter gesagt als getan, die Jeeps verstopfen die Straße. Aber es gelingt, wir sehen viele schöne Vögel, können der Natur lauschen und beim Rückweg zum Parkausgang kommen wir wieder an der Elefantenfamilie mit einem sehr kleinen Kalb vorbei, diesmal sind wir nur mit etwa drei anderen Jeeps dort, geht also auch Anders.

Das kroatische Paar fährt nach einem späten gemeinsamen Frühstück in unserer Unterkunft weiter nach Ella, auch mit einem TukTuk. Wir ruhen uns von der kurzen Nacht zunächst aus. Am frühen Nachmittag machen wir uns auf den Weg zum hiesigen Elefantenwaisenhaus. Bei der staatlichen Einrichtung zählen wir fast 50 Waisen, sie kommen wohl von der ganzen Insel hierher. Ein Informationsschild informiert uns, dass seit 1995 162 Tiere wieder ausgewildert wurden. Nach der süßen aber auch traurigen (es sollten keine Waisen geben) Besichtigung rollen wir über eine Nebenstraße zu einem nahe gelegenen 2000 Jahre alten Tempel und Höhlen, in denen damals Mönche nach Erleuchtung gesucht haben.

Unterwegs fällt uns ein, dass wir für die Besichtigung einer heiligen Stätte die Knie bedecken sollten, wir sind aber beide in kurzen Hosen unterwegs. Mitten im Nirgendwo entdeckt Silke einen Laden, der Tücher haben könnte. Wir halten an und gehen zu der alten Dame und versuchen ihr klar zu machen, wonach wir suchen. Irgendwie können wir uns verständlich machen. Wir finden einen ganz netten Stoff für Silke und auch einen für mich. Nun müssen die Ränder noch umgenäht werden. Auf einer fußgetriebenen Nähmaschiene wird ein Tuch umgenäht. Ich frage, ob ich ein Foto machen darf, nach einer etwas ungläubigen Nachfrage, ob ich wirklich eines von ihr machen will, darf ich welche machen. Die Haare werden noch zurecht gemacht und die Freude über unseren Besuch und das Foto ist ihr anzusehen. Zwischenzeitlich sind die Schwiegertochter mit Kind, der Sohn und ihr Mann auch da. Als ihr Sohn kommt erzählt sie ihm etwas, wir verstehen nur das Wort Foto und denken uns, dass sie ganz ungläubig erzählt, dass die verrückten Westler ein Foto von ihr machen wollten. Silke wiederholt das Wort Foto und lacht auch. Die Frau kommt nochmal rüber und herzt Silke und sie lachen gemeinsam über die Situation.

Vom gegenüberliegenden Stand wird die Szenerie genau verfolgt, leider gibt es dort auch keine größeren Englischkenntnisse, um uns zu helfen. Auch drei Frauen, die von der Feldarbeit kommen, schauen sich die Szene belustigt an. Später überholen wir sie mit unserem TukTuk und nehmen sie ein Stück mit.

Der aktivierte Sohn der Schneiderin kann etwas besser Englisch und näht auf der elektrischen Nähmaschiene das zweite Tuch um. Zum Abschluss gibt es nochmal eine Fotosession. Als ich ihr die Bilder zeige, freut sie sich sehr, sie, ihr Mann, die Schwiegertochter lachen über die Bilder. Ich sende die Fotos gleich auf das Handy vom Sohn.

Nach dieser schönen Episode geht es weiter zum Tempel, der offensichtlich nicht so häufig von Touristen besucht wird, es gibt keine englischsprachigen Hinweise und Eintritt wird auch nicht von uns verlangt, wohl geben wir eine Spende zum Unterhalt der Anlage.

Abends unterhalten wir uns wieder mit der Gastmutter, erfahren, dass sie eigentlich Gesundheitswesen studiert hat, zunächst für Plan International arbeitete, es dann aber keine Jobs für sie gab und deswegen den Weg zur Lehrerin einschlug.

Für uns geht es nach all diesen spannenden Erlebnissen und Eindrücken weiter an die Küste. Wieder nehmen wir kleine Seitenstraßen. Wir sind dadurch zwar langsamer, aber es ist schöner und vom Verkehr her entspannter.

Mittags kommen wir schon in Hiriketeriya an. Wir haben einen Homestay gebucht und merken schnell, hier gibt es viel mehr Tourismus. Der Homestay ist nett, wir werden freundlich vom Sohn des Hauses empfangen. Es ist aber auch deutlich, dass nicht mehr Austausch gewünscht ist. Wir gehen am frühen Nachmittag zum Strand und sind in einer anderen Welt: viele westliche Touristen, das Meer voll mit Surfern in einer wunderschönen kleinen Bucht. Wir brauchen etwas, um uns an die neue Situation zu gewöhnen. Dann leih ich mir auch ein Surfbrett aus und Versuche mich an den Wellen. Es gelingt passabel. Am nächsten Morgen mache ich nochmal einen Kurs mit Anleitung. Das klappt dann schon besser. Wir müssen aber ein paar Strände weiter, in Tallale haben wir eine Unterkunft für zwei Nächte im Freedom Resort.

Dort ist wieder eine ganz andere Atmosphäre, es ist viel ruhiger, weniger Touristen teilen sich einen Kilometer langen Strand mit Einheimischen und es gibt nur zwei, drei Restaurants am Strand. Uns gefällt das, von unserem Zimmer im Grünen und dem Restaurant des Resorts können wir den Strand überblicken. Resort klingt auch viel größer, dort gibt es vielleicht sechs Zimmer, ein nettes Familienunternehmen. Die Ruhe und Lage ist ideal für uns, um mal etwas zur Ruhe zu kommen.

Besonders gefällt uns hier, dass sich Einheimische und Touristen mischen, die Dorfbewohnenden und Dorfjugend gehen am Strand genauso baden, wie die Touristen. Eigentlich scheint das hier üblich zu sein. Auch das finden wir gut, dass sich die Sri Lankaner von ihren Stränden, Nationalparks, schönen Orten nicht von den Touristen verdrängen lassen.

An unserem letzen Morgen an Talalla Beach machen wir kurz nach Sonnenaufgang einen Strandspaziergang. Dabei beobachten wir, wie ein von acht Mann besetztes Fischerboot ausfährt, einen Bogen macht und dabei ein Netz auslegt und dann zurück an Land paddelt. Am Anfang wird das Netz von zwei Männern an einer Leine gehalten. Nach und nach kommen mehr dazu. Und auch ich und weitere Touristen werden aufgefordert zu helfen,. Ich lasse mich nicht zweimal Bitten und helfe mit, das Netz einzuholen. Und ich lerne auch, es ist Gemeinschaftsarbeit, mit Ruhe, die Kraft einteilend, schaffen wir es nach und nach, an beiden Enden ziehend, das Netz einzuholen. Der Fang ist überschaubar, das gegenseitige Helfen ist zumindest für mich das Schönste.

Von Talalla fahren wir zu unserer letzten Station nach Bentota. Wir meiden die viel befahrene Küstenstraße und nehmen weiter Inlands kleinere Nebenstraßen. Wir sind dadurch nicht schneller, aber es ist schöner. An einem Laden machen wir halt, für einen Kokosmilch-Erfrischungstrank. Zu normalen Preisen bekommen wir zwei Kokosnüsse, unterhalten uns freundlich, bekommen eine besondere Frucht gezeigt und gleich aufgemacht. Sie soll besonders gesund sein und jeden Duchfall sofort beenden. Wir haben zwar keinen Durchfall, aber Gesund ist immer gut. Das Fruchtfleicfh schmeckt leicht mehlig, fast schon wie ein Kürbis, aber auch leicht Süß. Unsere Lieblingsfrucht wird es nicht.

Die kleine Tochter der Ladenbesitzer kommt auch dazu und hat zwei kleine Babystreifenhörnchen dabei. Dir Mutter wurde von einer Katze getötet, nun werden die zwei Kleinen von Hand aufgezogen und sie sind so süß.

Bentota ist noch touristischer. Aber wir haben eine Unterkunft Abseits vom Trubel. Zwei Nächte bleiben wir. Ich nutze die Zeit Vormittags und Abends Surfen zu gehen, recht erfolgreich inzwischen. Zumindest für meine Anfängermaßstäbe.

Bevor wir zurück nach Negombo fahren, machen wir zum Sonnenaufgang nochmal eine Bootsafari, sehen Vögel, eine Wasserschlange, einen Wasserwaran und zwei Salzwasserkrokodiele und natürlich einen schönen Sonnenaufgang.

Nach einem stärkenden Frühstück machen wir uns auf den Weg, schlängeln uns durch den zunehmenden Verkehr mitten durch Colombo, der Hauptstadt bis zurück nach Negombo. Im dichten Verkehr von Colombo kommt uns mal ein Motorradfahrer etwas zu schnell von hinten zu nahe und bricht uns unseren rechten Außenspiegel ab. Zum Glück ist sonst nicht passiert und es ist auch kein Halten wert. Ein paar Kilometer weiter gibt es eine TukTuk-Werkstatt, die uns den fehlenden Außenspiegel schnell ersetzen.

Ohne weitere Zwischenfälle kommen wir an unserem Ziel an, laden unser Gepäck im Hotel aus und bringen das TukTuk zurück zu Tuktukrental.com. Nach 1300 Kilometern zu zweit auf drei Rädern fühle ich mich etwas einsam, wir haben etwas Unabhängigkeit verloren. Es war ein tolles Erlebnis mit diesem Gefährt die Insel zu erfahren.

Nun geht es dann weiter nach Indien. Wie es uns dort ergeht, darüber berichte ich natürlich auch.

Anmerkung: Das ist die aktuelle Version.