Der Duft von Kaffee

Der Duft von Kaffee

22. Februar 2024 2 Von Andreas

Unsere erste Station in Indien ist Bangalore, ein moderner Flughafen empfängt uns. Schon auf der Fahrt in die Stadt und unsere Unterkunft wird klar, Indien ist mehr. Mehr Verkehr, mehr Menschen, mehr Chaos, mehr Lärm, mehr Dreck, mehr Gewürze, mehr Eindrücke, mehr Vielfalt im Essen und noch viel mehr.

Wir besorgen uns zunächst eine lokale SIM-Karte. Bei dem Prozess erleben wir nochmal die legendäre indische Bürokratie. Nach einem leckeren Abendessen versuchen wir eine vierspurige Einbahnstraße zu queren, aber wir schrecken jedes Mal zurück, suchen schließlich eine Ampel, die eine sicherere Querung verspricht.

Früh am nächsten Morgen lassen wir uns mit einer Auto-Riksha, so werden hier die TukTuks genannt, zum Bahnhof bringen. Mit dem Zug wollen wir nach Mysore. Wir werden am Schalter für Karten für nicht reservierte Sitzplätze abgesetzt. Uns erscheint das logisch, wir haben ja bisher nichts reserviert. Die Schalterhalle ist leer und niemand steht am dem einzigen geöffneten Schalter an. Für gerade mal 1,60 EUR für uns beide bekommen wir auch Fahrkarten mit der Auskunft, der Zug führe um 11:45 Uhr. Es ist gerade kurz nach 9 Uhr. Im Internet hatten wir gesehen, dass um 10:15 Uhr und 10:45 Uhr auch Züge fahren. Etwas verwirrt gehen wir zum Gleis, stehen etwas unschlüssig rum. Schließlich wandern wir zum Gleis, auf dem die früheren Züge fahren mit dem Plan, die Schaffner zu fragen, ob wir mitfahren dürfen. Beim ersten Zug wird uns zu verstehen gegeben, das wäre nicht möglich, aber wir könnten ja bei dem Zug um 10:45 Uhr fragen. Wieder warten wir. Als wir ankommen, müssen wir zunächst den Schaffner finden, die hier weiße Hosen und Hemden und schwarze Sakkos tragen. Unsere Fahrkarte gilt auch in diesem Zug nicht, aber für knapp 9 EUR könnten wir beide mitfahren. Und das inklusive der Strafgebühr für das Lösen im Zug. Das machen wir, wir sind die einzigen Gäste in dem klimatisierten Waggon. Im Preis inbegriffen ist ein Mittagessen (vegetarisch gibt es nur Reis Biriyani) mit Wasser und Tee. Ohne weitere Probleme kommen wir in Mysore an, einer alten Maharadjastadt und deren Maharadjapalast berühmt ist.

Nach einer kurzen Pause und Erfrischung im Hotel machen wir uns auf den Weg zum Palast. Wir erfahren, dass wir zum Südeingang müssen. Auf dem Weg dorthin werden wir von einem Einheimischen überholt, der Hermann Hesses Siddartha kennt. Er erzählt uns ein paar Sachen, eilt dann weiter voraus und dann zurück zu kommen und uns den Tipp zu geben, doch zunächst zum alten Markt zu fahren, der wäre doch wunderschön und viel besser, als der Touristenmarkt. Und außerdem wäre ein Palastbesuch ab 16 Uhr viel besser, es wäre dann kühler und weniger Menschen im Palast. Zusätzlich gäbe es dann die Elefanten, die eine Zeremonie übten. Er wisse das, er arbeite schließlich im Palast und mit den Elefanten.

Die größte Hitze zu vermeiden erscheint uns sinnvoll. Er bietet auch gleich an einen Rikschafahrer zu sagen, wo wir hinwollen und was der normale Preis ist. Also steigen wir in die Rikscha ein und werden zum alten Markt gefahren. Dort ist es ganz nett, nicht besonderes und am frühen Nachmittag ist dort so gut wie nichts los. Weiter werden wir zu den angeblich berühmten Holzschnitzern von Mysore gefahren. Tatsächlich liegen in zwei Läden schöne Schnitzwerke rum, die Handwerker sind aber noch in der Mittagspause. Nach dem Intermezzo geht es zum, wie sich später rausstellt, eigentlichen Ziel, den Duftölen für die Aromatherapie. Angeblich kann man dort die Kaltpressung sehen, aber die findet nicht dort statt, wohl werden Räucherstäbchen gerollt und wir bekommen eine Duftöltestung und wir kaufen auch einige. Die Laune lassen wir uns nicht vermiesen und setzen unsere Fahrt zurück zum Palast fort. Dort wartet ja schließlich noch die Elefantenzeremonie.

Natürlich ist es im Palast auch kurz vor 16 Uhr noch voll, mit vielen Anderen geben wir am Eingang unsere Schuhe ab und schlängeln uns durch den durchaus beeindruckenden Palast. Mehrfach werden wir gebeten für Selfies mit zu posen, klar, machen wir und bitten im Gegenzug auch um gemeinsame Fotos mit unserer Kamera. Nach dem Palast und intensiver Suche müssen wir feststellen, ohne große Überraschung, dass es keine Elefantenzeremonie gibt. So richtig Ärgern können wir uns nicht, auch wenn es uns etwas fuchst, auf die Masche reingefallen zu sein.

Schon Früh laufen wir zum Busbahnhof, um einen Bus nach Madigeri zu erwischen. Das Informationszentrum im Busbahnhof dirigiert uns zum richtigen Bussteig, Fahrkarten gibt es nur direkt im Bus. Geduldig warten wir auf den Bus, als einer ankommt, bekommen wir von einem Mitreisenden gesagt, wir sollten noch kurz warten, der Bus um 8:30 Uhr wäre etwas Verspätet, käme gleich, der Andere Bus würde erst danach fahren. Und tatsächlich kommt kurz darauf ein Bus. Wir steigen ein, finden gute Plätze, können unsere Rucksäcke gut über den Sitzen verstauen und sehen einer entspannten Fahrt entgegen. Erst allmählich, während der Fahrt, füllt sich der Bus. Nach etwa Dreiviertel der dreieinhalbstündigen Fahrt hält der Bus mal wieder, Zeit für eine Pinkelpause. Der Bus leert sich aber verdächtig und wir bekommen mitgeteilt, dass er nicht weiter fährt, er hat einen Platten. Also Rucksäcke schultern und zum Bussteig. Und viel schneller als ich das in Deutschland erwarten würde kommt der Ersatzbus. Nun wollen aber alle gleichzeitig einsteigen, Plätze werden anhand durchs Fenster geschobener Rucksäcke reserviert. Wir drücken uns auch in den Bus und bekommen glücklicherweise in der letzten Reihe noch zwei Plätze.

Schon bald kommen wir in Madikeri an. Da es Mittag ist, gehen wir ins Restaurant vom Busbahnhof, bekommen frischen Obstsaft und gebratene Nudeln. Dann kontaktieren wir unsere Gastgeber, wir haben uns auf dem Land bei einem Homestay eingemietet . Kurz darauf kommt eine Autorikscha und fährt uns die zehn Kilometer zu dem Homestay.

Herzlich werden wir von einem Paar in unserem Alter begrüßt, bekommen einen Willkommenstrunk. Noch bevor wir das Gepäck in unser Zimmer bringen können nimmt mich Schandri, der Hausherr, auf eine Tour über seine etwa 7,5 acre große Kaffeplantage mit, zeigt mir Pfefferpflanzen, Kardamon, Avocado- und Mangobäume und noch viel mehr. Nach der Tour dürfen wir uns etwas ausruhen, bei Silke macht sich leider ein Unwohlsein bemerkbar. Der Verdacht fällt auf das Mittagessen, mir geht es aber gut. Rohina, die Gastmutter kümmert sich um Silke, macht ihr extra einen Kardamontrank, der helfen soll, Ruhe scheint aber die beste Option zu sein.

Am Spätnachmittag nimmt mich Schandri mit auf einen Spaziergang zu einem Aussichtspunkt. Auf dem Weg werde ich allen Freunden und Verwandten im 500 Menschen Dorf vorgestellt, darf zwei Chais, ein Kaffee und ein Soda trinken. Überall werde ich als Besuch aus „Germany“ vorgestellt. Ich habe den Eindruck, dass das nicht so häufig vorkommt. Die Aussicht ist tatsächlich sehr beeindruckend, um das Abendessen nicht zu verpassen warten wir aber nicht auf den Sonnenuntergang und machen uns auf den Rückweg. Trotzdem kommen wir zu spät zurück, denn auch auf dem Rückweg werde ich noch zahlreichen Menschen vorgestellt.

Am ersten Tag hatten wir erfahren, dass gerade Kaffeeernte ist, aber Arbeitskräfte fehlten. Natürlich haben wir gleich angeboten zu helfen mit der Olivenerntenerfahrung im Rücken, kein Problem. Nach dem Frühstück warte ich darauf, dass es endlich los geht, aber es gibt zunächst einen Spaziergang in die Umgebung. Silke geht es wieder so gut, dass sie mitgehen kann. Wir kommen dabei auch an Kaffepflanzen vorbei, die gerade blühen und einen wunderbaren süßen, fruchtigen Duft verströmen, der entfernt an Kakao erinnert.

Eine Weile nach unserer Rückkehr, ich hatte das Ernten schon aufgegeben, kommt Schandri zu mir und sagt, nun können wir doch Kaffee ernten, ob ich noch wolle. Klar will ich und stehe gleich bereit. Ich bekomme noch ein altes Armeehemd von Schandri und los geht es in die Kaffeefelder. Unter den Kaffeesträuchern wird eine Plane ausgelegt und dann streifen wir die Bohnen mit den Händen von den Ästen. Es geht ganz gut, manchmal zwicken die Ameisen etwas. Nach einer Stunde wird es dann aber auch recht Heiß und Schandri hat sich irgendwohin verdrückt, ich beschließe daher, dass das als Einstieg in die Kaffeeernte ausreicht. Zu zweit haben wir gute zwei Sack Bohnen geerntet, die würden etwa 3000 Rupien bringen.

Nach Hände waschen und einem Eimerbad ist schon die Autorikscha da. Zu unserer großen Freude ist es eine E-Rikscha. Mit ihr geht es zu viert ins Heimatdorf von Schandri. Gefahren wird es von einem Neffen der beiden. Mittag kommen ihr in der Heimstatt an, lernen den Onkel und seine Frau sowie seine Schwägerin kennen, Und Schandri zeigt uns den Familienschrein, dort werden von der Familie alle Rituale durchgeführt wie etwa Beerdigungen. Er ist den Ahnen gewidmet, in diesem Fall dem Großvater des Großvaters, der noch gegen die Briten gekämpft hatte und dafür von ihnen in Madikeri aufgehängt wurde.

Die Schwägerin hat für uns gekocht, gemeinsam gibt es Mittagessen und wir haben zusammen eine gute Zeit. Der Neffe hat aber inzwischen einen neuen Auftrag bekommen und muss zurück nach Madikeri, also fahren wir wieder zusammen zurück.

Direkt vor der Haustür ist eine Bushaltestelle und genau mit dem Bus können wir Morgens weiter bis Kutta, unserer nächsten Station, fahren. Wieder sind wir die einzigen Westler im Bus, aber werder uns noch sonst jemanden stört das.

Als wir am Busbahnhof ankommen, sehen wir zwar viele Auto-Rikschas, aber keine Fahrer. Ein freundlicher Bäckereifachverkäufer bietet an, uns eine zu rufen. gerne nehmen wir das Angebot an und lassen uns zu unserer nächsten Homestay fahren. Wir sind zeitig da, können uns etwas ausruhen, bevor wir uns zum nahe gelegenen Nargahole Tiger Reserve bringen lassen. Dort wollen wir eine Safari machen. Das System ist hier ganz anders, als wir es aus Sri Lanka kennen. Man kann sich Tickets online buchen, haben wir nicht gemacht, oder am Schalter. Dort müssen wir als „Foreigners“ nur wenig mehr zahlen, aber wir dürfen noch nicht zahlen, sondern sollen uns zunächst setzen und warten. Es gibt Bus- oder Jeeptouren, Jeeptouren sind etwas teurer. Mit uns warten auch ein Familienvater aus Bengalore, Sein Bruder mit Familie und Frau sind beim Mittagessen, er muss aber, wie wir, an ça 14:30 Uhr warten. Um 16:00 Uhr, ja die Zeiten sind festgelegt, geht es los auf die Safari. Kurz vor vier erfahren wir, dass mit uns nun ein Jeep voll wäre, wir also auf eine Jeeptouren mitkönnen. Da gemeinsam bezahlt wird fällt auch kein Ausländerpreis für uns an, für neun EUR pro Person sind wir dabei.

Auch hier gibt es ein sehr leckeres vegetarisches Abendessen. Wir erfahren auch, dass sich die Kaffeeblüte durch Bewässerung starten lässt. Indem einzelne Parzellen bewässert werden vermeiden sie größeren Plantagenbesitzer, dass alle planten gleichzeitig blühen und dann auch zehn Monate später geerntet werden müssen.

Das waren unsere Erlebnisse in Karnataka. Inzwischen sind wir schon im Bundesstaat Kerala und haben hautnah miterleben können, wie wilde Elefanten und Menschen hier zusammen leben. Dazu aber mehr im nächsten Blog.