
Sonne, See, Hoch und Runter
Über zehn Tagen sind wir nun in Kroatien unterwegs, einem neuen Land für uns. Unsere anfänglichen Bedenken, wie wir uns verständigen, sind verflogen, fast überall wird Deutsch gesprochen oder Englisch, es ist eher schwierig einige Brocken Kroatisch zu lernen. Wenn wir unser gelerntes Sprachwissen anwenden, treffen wir fast immer auf Freude, dass mal jemand nicht automatisch annimmt, dass Deutsch gesprochen wird.
Von Poric fahren wir entlang der EuroVelo-Route 8 nach Süden. Zunächst werden wir häufig von der Straße weg über Schotter- und Holperpisten geführt, spannend, aber auch anstrengend und wir kommen nur sehr langsam voran. Geht es mal nicht über solche Pisten, sind wir auf der Straße, die teilweise stärker befahren sind. Daran müssen wir uns zunächst gewöhnen, es ist ein anderes Radfahren. Hier machen wir auch ordentlich Höhenmeter, ständig geht es hoch und runter.
Auf einer dieser Schotterpisten passiert es dann, kurz vor Rovinj fühlt sich mein Hinterrad plötzlich komisch an, es verliert Luft. Wir halten an einem Strand an, meine Hoffnung ist, dass Luft nachfüllen schon ausreicht. Leider ist dem nicht so und es ist klar, der Reifen muss geflickt werden. Unser erster Platten auf der Tour! Allerdings ist es schon 16 Uhr, viel weiter kommen wir an diesem Tag nicht mehr. Also entscheiden wir uns auf dem, Glück im Unglück, sehr nahe gelegenen Campingplatz zu bleiben. Wir finden einen Platz (sehr steinig, aber so sind hier die meisten Plätze) und ich mache mich gleich an die Reparatur. Ein freundlicher Nachbar bietet gleich seine Standpumpe an, damit pumpt es sich viel leichter und schneller. Dass Loch finde ich dann fix, das Flicken ist kein Problem.


Am nächsten Morgen geht unsere Reise dann weiter, wir schauen uns Rovinj an, machen in Pula Mittag, warten einen Regenschauer ab, bevor wir uns Amphitheater und Altstadt ansehen und bei Medulin unser Nachtlager aufschlagen. Hier wird erstmals deutlich, dass wir uns dem Saisonende nähern, wir haben sehr viel Platz und nur noch wenige Camper sind auch dort.










Von Medulin geht es ins Inland, es wird sehr Bergig und wir haben mal wieder sehr starken Gegenwind, bis kurz vor Labin. Die Strecke führt nun über wenig befahrene Nebenstraßen. Ein besonders spannender Abschnitt führt uns über Schotter in ein Tal und dann wieder hoch. Vor Labin bleiben wir in Krapan auf einem Minicampingplatz. Dort treffen wir eine belgische Familie, die in zwei Monaten von Tarvis über das Soca-Tal bis hier mit zwei Eseln gewandert waren. Das erzählt uns der etwa zwölfjährige älteste Sohn. Wir sind beeindruckt, da klingt ja unsere Reise fast alltäglich.







Von Labin erreichen wir den kleinen Fährhafen von Brestova, von dort gelangen wir auf die Insel Cres. Wir warten, bis alle Autos die Fähre verlassen haben, dann haben wir die Straße für uns. Nach zwei Anstiegen und 870 Höhenmetern und einer weiteren Pause, in der die Autos der folgenden Fähre vorbei fahren, kommen wir in Cres an. Das Wetter ist Wechselhaft, also spannen wir das Tarp auf, für besseren Regenschutz, und bleiben zwei Nächte. Das kleine Städchen Cres ist auch ganz nett und fußläufig zu erreichen. Eine geplante Delfinbeobachtungstour findet leider wegen des hohen Wellengangs nicht statt. Dafür können wir mehrfach Gänsegeier fliegen sehen. Cres beherbergt über 100 Brutpaare dieser in Europa seltenen Art.












Von Cres geht es zunächst wieder bergauf und dann wieder runter zum Fährhafen Merag, von dort bringt uns eine Fähre über Krk zur Insel Rab. Hier treffen wir jetzt schon mehr Radreisende, darunter auch Tim und Anäis. Zu den beiden später mehr.












Von Rab geht es am folgenden Tag wieder mit der Fähre nach Lun und dann weiter nach Pag und Zadar.
In Tovarnele, dem Fährhafen von Lun, treffen wir Tim und Anäis wieder, wie wir, machen sie im Schatten am Hafen Mittagspause. Wir fahren dann schon früher los. Es ist eine sehr karge Halbinsel, in der prallen Sonne zwischen den Steinen und Steinfeldern, dem immer Währenddessen Auf und Ab, ist das vorankommen anstrengend. Die Sonne, die Landschaft erinnern mich an Afrika. Nach gerade Mal 26 Kilometer und völlig durchgeschwitzt bleiben wir in Novalja, wir sind nicht so weit gekommen, wie gedacht.


Erholt und ausgeruht geht es früh am nächsten Morgen weiter, der Weg führt uns endlich Mal von der Hauptstraße an einen Weg entlang des Meeres, wird aber schnell zu einer Schotterpiste, die immer schlechter wird. Schließlich bleiben wir am einem Abbruch von etwa einem halben Meter stehen. Hier soll es weiter gehen? Das sehen wir eine Radreisende uns entgegen kommen, wie warten auf sie, um uns dann über den Weg zu informieren. Es ist Anäis, der Weg ist unpassierbar. Wir helfen ihr, ihr Fahrrad den Abbruch wieder hoch zu bekommen, Tim kommt auch. Gemeinsam finden wir einen Weg um die unpassierbar Stelle und fahren ein Stück zusammen. Die jungen Menschen sind aber etwas schneller als wir und so trennen sich unsere Wege wieder. Aber nicht für lange, Mittags treffen wir sie schon wieder. Sie sitzen im einzigen Schattenplatz weit und breit vor einem Supermarkt und machen Mittag. Wir halten an, setzen uns dazu und unterhalten uns mehr. Anäis kommt aus Frankreich, Tim aus der Schweiz, sie wollen über Pakistan und Indien nach Kambodscha. Aber an diesem Tag ist ihnen auch heiß, der nächste Campingplatz ist in Razanac. Spätestens dort wollen wir uns wieder treffen. Wir fahren das erste Stück zusammen, nun sind wir schneller. Am Straßenrand im Schatten warten wir auf die beiden. Inzwischen ist die Straße leerer geworden und Polizei steht entlang der Strecke. Auf Nachfrage finden wir heraus, dass das kroatische Fahrradrennen (CroRace) hier vorbei kommt, es dauert aber noch. Auf nun angenehm leerer Straße fahren wir weiter. Kurz vor dem Abzweige nach Razanac hören wir, dass das Rennfahrer in einer halben Stunde kommen. Wir trinken einen Kaffee sehen die Radrenner vorbei flitzen und rollen zu unserem kleinen Campingplatz mit eigener Weinproduktion. Tim und Anäis sind auf einem anderen Zeltplatz gelandet, wir treffen uns trotzdem auf einen Wein von unserem Winzer und verbringen einen netten Abend und auch wieder tieferen Gesprächen.










Über Zadar geht es am nächsten Tag auf die Insel Pasman. Der Weg nach Zadar ist unangenehm, wir fahren die ganze Zeit auf einer doch recht stark befahrenen Straße. Die meisten Autos machen einen Bogen um uns, aber der Geschwindigkeitsunterschied und die konstante Anspannung zehren an den Kräften. Auf Pasman finden wir glücklicherweise einen schönen, kleinen Campingplatz auf dem wir letztendlich drei Nächte bleiben und eine kleine Auszeit nehmen.






An unserem letzten Abend dort kommt ein weiterer Radreisende an. Er ist Franzose, aber wir unterhalten uns nur kurz. Am nächsten Morgen wollen wir früh los und eine frühe Fähre zurück aufs Festland erwischen. Ein schnelles Frühstück, konzentriertes Zusammenpacken und schon fliegen wir mit den Fahrrädern zum Fähranleger. Es ist schon klar, das wird knapp. Und ja, wir schaffen es nicht mehr. Nun, das gibt uns Zeit nochmal ins Meer zu hüpfen und in der Bar gemütlich einen Kaffe zu trinken, bevor wir die nächste Fähre nehmen. Dort treffen wir auch Hugo, den französichen Radreisenden wieder. Gemeinsam fahren wir den Tag über nach Sibernik. Es ist eine schöne Abwechlung mal zu dritt zu fahren, während der Mittagspause können wir uns etwas ausführlicher Unterhalten. Higo hat auch ein Jahr Zeit und will zunächst in die Türkei, weiter weiß er noch nicht. In Sibernik trennen sich unsere Wege, wir haben dort ein Zimmer, Hugo fährt weiter zu einem Campingplatz.





















Inzwischen sind wir hinter Split, unsere Etappen werden kürzer, bei den Temperaturen die teilweisen steilen Hügel hinauf zu fahren braucht seine Zeit.
Jetzt ist auch klar, unsere Radreise wird Ende Oktober in Tirana enden, danach beginnt ein weiteres Kapitel, dazu aber zu gegebener Zeit mehr.






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Hallo ihr beiden, nach langer Zeit haben wir euren Blog bestaunt. Tolle und sehr schöne Bilder und Berichte. Wir wünschen Euch weiterhin immer eine handbreit Wasser unterm Kiel, also Luft im Reifen:) herzliche Grüße auch von Jörn.
Hallo und Grüße zurück. Schon, dass ihre immer noch Anteil nehmt. Und danke für die guten Wünsche!
Schön euch zu sehen, Andreas mit neuer Frisur. Wieder habt ihr sehr viel erlebt und gesehen. Danke für die Bilder. Interessanterweise sind es die Begegnungen und Gespräche mit anderen Reisenden die beeindrucken. Bei euch scheint es ja noch warm zu sein während bei uns allmählich der Herbst einzieht. Kommt gut nach Tirana. Liebe Grüße von Mönchberg
Danke Dir für Deine freundlichen Worte, freut mich immer wieder!