Zu zweit auf drei Rädern im Paradies

Zu zweit auf drei Rädern im Paradies

4. Februar 2024 4 Von Andreas

Inzwischen sind wir schon fast zwei Wochen in Sri Lanka, und die Tage sind immer noch so voller Erlebnisse, dass ich kaum dazu komme, den Blog fertig zu machen, den ich schon vor etwa einer Woche geschrieben hatte. Und es sind einfach so viele Bilder geworden. Dazu kommet, dass das Internet nicht immer ausreicht. Aber genug gejammert, ich bemühe mich, den nächsten Blog bald nachzuschieben. Und nun viel Freude beim Lesen, es ist viel…

Vor etwa einer Woche sind wir in Sri Lanka gelandet, gefühlt sind wir hier schon viel länger. Die Tage waren so voll, es gab und gibt so viel zu sehen, zu bestaunen, bewundern und zu begreifen.

Silke noch im Schnee von Bergedorf bei unserer Abreise

Aus dem Winter in tropischen 30°C zu landen müssen wir erst einmal verarbeiten, deswegen bleiben wir zwei Nächte in Negombo an der Westküste Sri Lankas und nah am internationalen Flughafen gelegen. Hier starten die meisten Touristen ihre Rundreise durch dieses Land, dass angeblich so groß ist wie Bayern. Wir machen das auch so. Bevor wir unser TukTuk ausgehändigt bekommen, müssen wir erst noch eine Fahrstunde machen. In der Tat ist die Schaltung gewöhnungsbedürftig und die Pedale, die wir gerade treten ist die Bremspedale, sehr wichtig. Neben dem Beherrschen der technischen Dinge müssen wir lernen durch den Verkehr zu navigieren. Wichtig dabei ist zu beachten, dass es im Verkehr hier eine klare Hackordnung gibt: Alles, was größer ist hat Vorfahrt und wir müssen aus dem Weg fahren, insbesondere, wenn in dritter Reihe auf einer zweispurigen Straße im Gegenverkehr überholt wird. Aber das hört sich viel schlimmer an, als es tatsächlich ist. Im allgemeinen bewegen sich die meisten Verkehrsteilnehmenden sehr achtsam und es hilft auf das mitteleuropäische „Recht haben wollen“ zu verzichten.

Unsere erste Fahrt führt uns gleich etwa 130km in den Norden auf die Kalpitiya Halbinsel. In einem wunderschönen kleinen Resort bleiben wir für eine Nacht, früh am nächsten Morgen geht es für uns schon zu einer Delfinbeobachtungstour. Mit einem Boot fahren wir aufs Meer in ein Gebiet, in dem bis etwa März eine große Anzahl Delfine anzutreffen sind. Wir erleben aber auch, dass es gar nicht so einfach ist sie zu finden. Doch wir haben Glück und wir finden eine Schule des Große Tümmlers (ob es die Gewöhnlichen oder Indopazifischen waren, weiß ich leider nicht, also Tursiops truncatus oder T. aduncus) und eine Schule des Ostpazifische Delfins (Stenella longirostris). Leider müssen wir auch miterleben, wie einige der zeitweise etwa sieben Boote die schnell schwimmenden Tiere regelrecht verfolgen. Unser Bootsführer ist glücklicherweise etwas zurückhaltender. Trotzdem sind uns die Tiere manchmal ganz nah, bis fast auf Armenslänge kommen sie ans Boot, schwimmen, tauchen. Aus der Ferne sehen wir auch manche Delfine hoch in die Luft springen und sich drehen, einen spin veranstalten. Daher auch der Name Spinnerdelfin für den Ostpazifischen Delfin. Alle Schulen hatten auch Jungtiere dabei. Auf See begegnen wir auch zwei Meeresschildkröten, die sind aber ganz schnell weg.

Glücklich kommen wir am späten Vormittag wieder an Land, bekommen noch ein üppiges spätes Frühstück. Dann rollen uns die drei Räder ins Binnenland in Richtung des Wilpattu Nationalparks. Dort haben wir eine Unterkunft im Wilpattu Jungle Resort gebucht. Über einen abenteuerlichen, teils ausgewaschenen Pfad manövrieren wir das TukTuk zu dem Resort, das zwei Zimmer in einem Doppelstockhaus hat. Es ist ein schönes Grundstück unter Bäumen, in der Nähe ist ein kleiner Stausee und wir sind von Reisfeldern umgeben. Mit uns sind dort eine britische Mutter mit ihrer erwachsenen Tochter zu Gast. Die zwei haben schon eine Ganztagessafari für den nächsten Tag gebucht und wir können uns problemlos anschließen. Das Gastpaar kocht für uns ein sehr gutes Abendessen, Petroleumlampen und ein Lagerfeuer werden im Camp entzündet. Und extra für uns Westler läuft Abends der Generator, damit wir unsere Handies und anderen elektronischen Geräte laden können.

Im Morgengrauen geht es dann los auf Safari. Der Fahrer und Guide hat Adleraugen und erspäht für uns viele, viele Vogelarten, diverse Antilopen. Wir sind die glücklichen, die gleich zu Beginn der Tour einen Leoparden erblicken, der sich aber schnell verdrückt, nur ein unscharfes Foto gelingt mir. Später dann entdeckt unser Guide einen zweiten Leoparden, der weiter im Dickicht liegt. Nur einem speziellen Winkel ist er zu sehen. Silke hat das Glück gerade durchs Fernglas zu schauen, als er aufsteht und sich gemütlicher hinlegt.

Im Verlauf des Tages sehen wir noch unterschiedliche Hirscharten (Axis-, Sambahirsche und Muntjaks), Wildschwiene, die deutlich größer sind, als unsere heimischen, viele bunte und schöne Vogelarten. Zufrieden und satt kommen in unser Jungel Resort zurück, bekommen ein wunderbares Abendessen und können bei Jungelgeräuschen hervorragend schlafen.

Weiter geht es ins sogenannte kulturelle Dreieck und der ehemaligen Königsstadt Anuradhapura. Am späten Vormittag liefern wir unser Gepäck im Hotel ab und machen uns gleich auf den Weg zum Buddahbaum, dem Jaya Sri Maha Bodhi. Eine ganze Tempelanlage umgibt den 2333 Jahr alten Baum, der ein Ableger der Baumes ist, unter dem Buddah die Erleuchtung fand. Die erste Nonne Buddahs, Sangamitta brachte diesen Ableger von Indien nach Sri Lanka. Dieser Samstag ist nur wenige Tage nach Vollmond, einer der höchsten Feiertage in Sri Lanka und für die Buddhisten. Entsprechend voll ist es bei dem Heiligtum, wir kommen aus dem staunen nicht raus. Recht schnell bietet auch ein Guide seine Dienste an, die wir auch erst einmal annehmen. Etwas ungewohnt für uns ist, dass wir vor Betreten des Heiligtums unsere Schuhe ausziehen und abgeben müssen, nicht mal im Rucksack dürfen wir sie mitnehmen. Auch unsere Mützen dürfen wir nicht aufziehen.

Während unseres Besuchs findet auch eine der dreimal täglich zelebrierten Zeremonien statt. Viele Pilger und Gläubige bringen Opfergaben, monetär wie auch in Naturalien. Wir lernen, dass die Nachfahren von den neun indischen Begleitern der Nonne Sangamitta hier bis heute neun Aufgaben erfüllen. Die Nachfahren wohnen in neun Dörfern rund um die Stadt.

Die Menschen verströmen eine intensive Energie und trotz der vielen Menschen ist es eine friedliche Atmosphäre. Wir bedanken uns bei unserem Guide und all seine Erklärungen und gehen in der Mittagshitze noch zur Jetavana Dagoba (Dagoba und Stupa scheinen synonym zu sein) mit dem gekringelten Augenbraue von Buddah vorbei zurück zu unserem TukTuk und in unser Hotel.

Zum Sonnenuntergang geht es ins nahe gelegene Mihintale, mit einem heiligen Felsen, Stupa und Tempel. Es ist auch beeindruckend, aber wir spüren die Sonne und so bleiben wir nicht ganz bis zum Sonnenuntergang und fahren schon vorher zurück in unser Hotel und dem wohl verdienten Abendessen.

Am frühen Sonntagmorgen beginnen wir mit der Besichtigung der alten Stadt Anuradhapura mit vielen archäologischen Fundstücken, dem schönsten Mondstein Sri Lankas sowie der schönsten Buddhastatue aus dem 3. Jahrhundert. Wir sind froh unser eigenes TukTuk zu haben und durch das sehr weitläufige Gelände von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit fahren zu können. Silke wird bei einem Stop von einem Vaterangesprochen, ob er sie mit seiner Tochter fotografieren dürfte. Er darf. Das passiert uns immer mal wieder, insbesondere Silke, sie sieht halt doch besser aus. Aber auch wir fragen ab und zu mal und besonders biete ich gerne an, wenn sich Paare fotografieren, ob ich für sie fotografieren soll. Immer wieder wird mein Angebot dankend angenommen und ich hoffe so, etwas Freundlichkeit zurück geben zu können.

Gegen Mittag hohlen wir unser Gepäck von unserem Hotel ab und fahren weiter nach Sigiriya mit der berühmten Felsenfestung. Da diese bekanntlich überlaufen ist, wollen wir zum Sonnenuntergang auf den Nachbarmonolithen steigen, auch ein heiliger Felsen, aber wir müssen diesmal keine Schuhe ausziehen. Mit uns hatten gefühlt fünfhundert andere Menschen dieselbe Idee. Insbesondere an zwei Engstellen wird das sehr deutlich und auch, dass an Stellen, wo nur ein Mensch durch passt man nicht gleichzeitig hoch und runter kann. Geduld und anstellen ist gefragt, was nicht allen Menschen leicht fällt. Es geht sehr lebhaft zu und an besonders schwierigen Stellen ist immer eine hilfreiche Hand da. Trotz der Vielzahl an Menschen geht von der großen Masse keine Aggressivität aus und trotz Gedränge und Geschreie amüsiert uns das Erlebnis. Glücklich kommen wir auf dem Felsen an, schauen uns um, bewundern den „Lions Rock“ mit seiner Felsenfestung und der Ameisenstraße an Menschen, die sich auch dort hoch und runter windet. Leider ist es sehr diesig und es verspricht kein schöner Sonnenuntergang für uns zu werden. Also beschließen wir noch im Hellen den Abstieg zu machen. Zumindest dachten wir uns das so, denn auch diese Idee hatten hunderte mit uns gleichzeitig. Wieder bringen und Geduld und Gelassenheit letztendlich sicher wieder den Felsen runter und zu unserem TukTuk. Auch diese Nachtfahrt zurück zu unserer Unterkunft verläuft problemlos.

In Sigiriya übernachten wir im Nature Night Homestay, bei einer sehr netten Familie, die ein Zimmer mit Bad vermietet. Auf der Terrasse bekommen wir ein sehr leckeres Abendessen und wir können mit dem erwachsenen Sohn auch gleich eine Safari für den nächsten Morgen vereinbaren. Die Gegen um Sigiriya mit seinen Nationalparks ist berühmt für Sichtung von Asiatischen Elefanten.

Um halb sieben Uhr geht die Safari los. Unser Guide und Host holt uns mit einem Safari-Jeep ab und wir fahren zum nahe gelegenen Huluru Eco Park. Und wir haben Glück, sehr viel Glück. Insgesamt sehen wir so 50 oder 60 Elefanten, die grasend ganz dicht an unseren Jeep kommen. Da wir außen auf dem Jeep sitzen können fühlt sich diese Begegnung noch viel unmittelbarer an als ich und wir es in Afrika erlebt haben.

Am späten Nachmittag machen wir noch einen Ausflug zu einem nahe gelegenen See, den uns unser Host empfohlen hat. Nachdem wir zahlreiche Schlaglöcher und Schlammabschnitte erfolgreich umfahren haben kommen wir and dem künstlichen See an mit wunderbaren Ausblick auf die zwei Felsen, die Hauptattraktionen von Sigiriya. Wir stellen unser TukTuk ab und spazieren am See entlang. Am Ende des Damms ist eine Staustufe, dort badet eine singalesische Familie und einer von ihnen macht ein Foto. Spontan biete ich an, die gesamte Familie zu fotografieren, was mit großer Freude und Dankbarkeit angenommen wird. Wir werden eingeladen über die Staustufe mit den Füssen durchs Wasser zu waten, was wir auch gerne machen. Und dann beschließen wir auch ins Wasser zu hüpfen, ganz in Landesmanier geht Silke mit allen Kleidern ins Wasser, ich darf nur in Unterhose rein. Noch mehr Fotos müssen gemacht werden und dann bietet Silke noch dem jüngsten Mädchen, die vielleicht 10 Jahre alt ist, einen kurzen Schwimmkurs an, den sie begeistert annimmt. Wir versuchen ihr Brustschwimmen beizubringen. Wir schwimmen und planschen noch etwas, erfahren, dass ab sieben, halb acht Uhr Abends die wilden Tiere und Elefanten auch gerne an die Staustufe kommen. Kurz bevor es ganz dunkel wird gehen wir zurück zu unserem TukTuk und fahren zurück in unseren Homestay.