Küstenabenteuer, Lager im Stroh, Bye-Bye UK

Küstenabenteuer, Lager im Stroh, Bye-Bye UK

30. Juli 2023 2 Von Andreas

Damit der Übergang vom Luxusleben in die nasse Realität der Radreise nicht zu abrupt wird, bleiben wir noch einen Tag in Edinburgh. Wir nächtigen wieder im Studentenwohnheim und können in die St. Giles‘ Kathedrale, die bei unserem letzten Besuch für die Krönungszeremonie geschlossen war. Für den nächsten Abend haben wir Karten für ein Konzert beim gerade stattfindenden Jazzfestival.

Nach so viel Kultur gilt es wieder in die Pedalen zu treten.

Schon recht kurz nach der Stadt sehen wir eine Gruppe Menschen mit Spektiven stehen und Vögel beobachten. Natürlich bin ich neugierig und Frage nach. Sie beobachten eine Gruppe Höckerschwäne und einige Wattvögel. Die Ornithologen erzählen uns, dass es etwas weiter auf einem großen Felsen einige Robben zu sehen gibt. Wir finden den Felsen, die Kegelrobben und einige Eiderenten. Nach diesem Naturbeobachtungen geht es weiter entlang der Nordsee bis Dunbar. Dunbar ist schon deswegen bedeutend, weil dort John Muir geboren wurde, dort seine ersten elf Lebensjahre verbrachte und seine Liebe zur Natur entdecke. Dank John Muir gibt es etwa den Yosemite National Park in den USA. Dunbar ist aber auch bemerkenswert, weil eine Dame im John Muir Haus uns auf einen wunderschönen Strand hingewiesen hat, an dem wir wild Zelten könnten. Der Strand war schnell auf der Karte gefunden und der Navi hat uns eine Route angezeigt. Mit gutem Willen folgten wir den Anweisungen über einen holprigen Pfad, der bald auf eine Schafweide führte. Unbeirrt folgen wir der Route weiter, wir müssen über einen Fluss und tatsächlich gibt es auch eine Brücke. Leider hat sie in der Mitte ein Tor, dass verschlossen ist. Es bleibt uns also nichts anderes übrig, als zurück zur Hauptstraße zu holpern. Aber wir kommen an und haben einen wunderschönen Zeltplatz für uns alleine mit Blick aufs Meer und „The Bass“.

„The Bass“ ist ein großer Felsen an der Mündung des Fjords von Edinburgh und beherbergt die größte Kolonie von Basstölpeln auf der nördlichen Hemisphäre. Der Vogel soll einen Teil seines Namen auch von eben diesem Felsen haben.

Nach diesem wilden Abenteuer verlassen wir Schottland und fahren entlang der Küste Northumbrias bis zur Holy Island. Von dieser Insel aus wurden Teile von England durch irische Mönche christianisiert. Dort lebte auch St Cuthbert, ein wichtiger Heiliger im alten England.

Holy Island ist nur während Niedrigwasser erreichbar, glücklicherweise ist das derzeit mitten am Tag, sodass wir gut dort hin kommen und die Insel bei Sonnenschein erkunden können. Nachmittags gehen wir nur ein kurzes Stück weiter zur Budle Bay zu unserem nächsten Campingplatz. Bamborough Castle ist nicht weit und der gleichnamige Ort.

Leider bleibt das Wetter nicht so gut und als wir weiter fahren wird es windig und nass. Eine Strohscheune liegt direkt neben dem Fahrradweg. Andere Fahrradfahrende haben dort schon Zuflucht gesucht. Wir stellen uns dazu, unterhalten uns etwas und nutzen die Scheune auch für unsere Mittagspause. Dank des Strohs wird es eine weiche und warme Pause.

Der Weg führt uns immer wieder entlang dramatisch schöne Küstenabschnitte, die manchmal auch als Weide genutzt werden.

Unser letzter Campingplatz in England ist wieder auf einer Farm außerhalb von Workworth. Um ihn zu erreichen müssen wir durch eine Furt, zum Ende hin wird sie wegen des vielen Wassers tiefer, unsere Füße werden Nass. Zum Glück kümmert sich der Campwart hervorragend um uns und bietet an, die Schuhe zu trocknen.

Von Workworth geht es direkt nach Newcastle upon Tyne und der Fähre. Die viele Freundlichkeit, der wir auf der Insel begegnet sind hat uns erwärmt, das Wetter weniger. Die Landschaften, die wir gesehen haben, sind spektakulär und eine Reise wert nun heißt es aber für uns Good-Bye UK. Einen passenden Abschied erleben wir noch auf der Fähre. Bei unserem Spaziergang nach dem Abendessen schauen wir an der geschlossenen Außenbar vorbei, angelockt von Musik. Dort spielt ein Mann Dudelsack, klassisch schottisch gekleidet, für sich und die wenigen Menschen wie uns. Mir will es scheinen, dass das sein und unserer etwas wehmütiger Abschied von Schottland ist.

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