Laute Olivenernte

Laute Olivenernte

25. November 2023 1 Von Andreas

Mütze, (Sonnen)brille und Halstuch sind unsere wichtigsten Dinge bei der Olivenernte. Seit zwei Wochen sind wir nun schon auf der zweitgrößten ionischen Insel Kefalonia und helfen Athena bei der Olivenernte. Ihr Olivenhain liegt in Kritonou (siehe Karte 1), etwa eine halbe Stunde mit dem Auto von Argostoli, der Inselhauptstadt, entfernt.

Morgens holt uns Athena etwa um halb Neun von unserer Unterkunft bei Argostoli ab. Im Sommer werde die Ferienappartments von ihren Eltern vermietet, nun haben wir, wie auch die anderen Helfer, jeder eine eigene Ferienwohnung, Luxus.

Von Argostoli fährt uns Athena nach Kritonou. Dort angekommen bringen wir die Gerätschaften zu dem zu erntenden Abschnitt, wenn das Michaeli nicht schon gemacht hat. Michaeli stammt aus Albanien und hilft Athenas Familie schon viele Jahre auf dem Grundstück. Mit ihm wohnt dort auch Krazimira, die ihrerseits aus Bulgarien kommt. Beide sind schon über 60 Jahre und leben dort unter einfachen Verhältnissen.

Als erstes legen wir die großen Netze unter den zu erntenden Bäumen aus. Dann kommt der Rüttler zum Einsatz, das ist eine motorbetriebene Maschine, die meist Wilfried oder Michaeli bedienen. Sie hängen sie an den Ästen eines Baumes ein und schütteln den Ast (siehe auch Bild). Es soll die schonendste Form der Ernte sein. Ist der Rüttler mit einem Baum durch, kommt die “Olivenbürste”. Eine elektrisch betriebene Maschine mit langer Stange, an deren Kopfende zwei rotierende Kugeln mit etwa 20 cm langen Kunstoffstengel sind. Dadurch werden die Oliven von den Ästen geschlagen. Während die Maschinen weiter ziehen sammeln die anderen Helfer die Oliven von den Netzen, reinigen sie von den Blättern und Ästchen und schütten sie in Körbe. In eine Kiste passen etwa 20 bis 22 Kilogramm. Unsere beste Ernte waren bisher 23 Kisten an einem Tag, also ungefähr 460 kg. Dafür haben wir etwa 20 Bäume geerntet. Dieses Jahr ist die Ernte nicht so gut, normal sind wohl mindestens zwei Kisten pro Baum. Auch ist die Qualität der Oliven nicht sehr hoch, der Herbst war einfach zu warm und feucht.

Ich bin inzwischen zu einer der Hauptbürster geworden und es macht mir auch Spaß. Es ist zwar auch anstrengend, da ich viel über Kopf arbeiten und ich den Kopf immer in den Nacken legen muss, um zu sehen, wo die Oliven sind. Es ist aber schön, wenn ich einen vollen Zweig erwische und die Oliven in größeren Mengen herabfallen. Dabei ist die Sonnenbrille wichtig, nicht selten kommt eine Olive auch mit Wucht angeflogen, ein Augenschutz ist da notwendig.

Silke sammelt die Netze und damit die Oliven ein, sucht die Stöcke raus, schüttet die Oliven in die Kisten und legt die Netze nach Anweisung von Michaeli neu aus. Spannend dabei ist die Verständigung, Michaeli spricht nur Albanisch und Griechisch, dennoch schafft er es, sich uns verständlich zu machen durch “Vale, Vale” oder “Aqui, Aqui” Rufe und deuten.

Gelegentlich bedient Silke auch die “Monstermaschiene”, eine große Variante der Olivenbürste, nur, dass sie am Boden fest steht und man Zweige, Äste einen hält und die Oliven abschlagen lässt. Manche Bäume haben sehr hohe Äste oder müssen von Michaeli ausgeschnitten werde. Die Äste und Zweige werden dann mit der Maschine bearbeitet. Anfangs haben wir die Oliven von Hand mit einem kleinen Handrechen von den Zweigen gezupft, gelegentlich und bei manchen Ästen machen wir das noch immer.

Etwa um elf Uhr gibt es eine Kaffeepause, unter einem Mandarinenbaum setzen wir uns zusammen, trinken Kaffee oder Tee, essen frisch gepflückte Mandarinen und eine von Athena mitgebrachte Kleinigkeit. Mittag machen wir recht spät, meist erst so um 14 Uhr oder sogar später. Tomaten, Brot, Käse und frisches Olivenöl oder die typischen Käsetaschen sind übliche Mittagsmahlzeiten.

Meist sind wir bis 16:30 Uhr zurück in unserer Unterkunft, gerade rechtzeitig, um nochmal ins 5 Minuten entfernte Meer zu hüpfen und von dort den Sonnenuntergang zu bewundern. Obwohl, langsam wird das Meer recht kühl, mal sehen, wie lange es dauert, bis wir direkt unter die warme Dusche springen. Ein gemeinsames Abendessen gibt es meist um 20 Uhr, Athena kocht für uns griechische Gerichte und immer für mich auch eine vegetarische Variante. So bekocht und rundum versorgt zu werden ist schon genial.

Die meisten Olivenbäume von Athena (80%) tragen die Koroneiki-Oliven, die restlichen Olivenbäume sind eine heimisch Sorte von Kefalonia und eine aus Ithaka, der Nachbarinsel. Nach der Ernte, etwa alle zwei Tage, fährt Athena die Oliven zur Olivenpresse, wo sie zu dem begehrten Öl verarbeitet werden.

Trotz der Anstrengung und dem Lärm durch die Maschinen ist es schön, den ganzen Tag draußen zu sein und am Ende des Tages zu sehen, was wir geschafft haben. Aber uns ist auch klar, dass dies keine Hauptbeschäftigung für uns ist.

Wir hatten auch schon Gelegenheit die Insel per gemeinsam gemietetem Auto zu erkunden, zumindest einen Teil, sehr schön. Bilder dazu seht Ihr gleich. Wir sind hier mit zwei anderen Helfenden, Rose, aus Kanada und Wilfried aus dem Schwabenländle. Die ersten Tage war auch Lisa noch mit dabei, eine US-Kanadische Frau, deren Großeltern von der Insel stammten.

Bis zum ersten oder zweiten Dezember werden wir noch bei der Ernte helfen, dann ist es aber auch gut. Die Rüttelmaschine und der Generator für die “Bürste” sind laut und stinken, es ist also nichts mit idyllischer Feldarbeit bei Vogelgezwitscher. Das ist eher selten, wenn die Maschinen aus sind und wir gemeinsam die Oliven per Hand abstreifen oder während der Pausen. Gewöhnungsbedürftig ist für uns auch wieder so Fremdbestimmt zu sein, nachdem wir so lange selbst über unsere Tage und deren Ablauf entscheiden konnten.

Anfänglich hatten wir auch unsere Fahrräder sehr vermisst. Inzwischen sind wir an die neue Situation gewöhnt und trauern unserer einstmals super Kondition hinterher. Wir freuen uns aber auch zunehmend über die feste Unterkunft, in der wir besonders bei den heftigen Regenschauern schön trocken bleiben. Nun ja, bei sehr heftigem Regen bilden sich im Schlafzimmer kleine Seen, aber dafür gibt es ja Handtücher.

Bald geht es auf unsere Rundreise über (oder sagt man durch?) die Peloponnese. Auch darüber werden wir berichten.